Dokumentarfilm

Die Gentrifizierung bin ich. Beichte eines Finsterlings

«Die Gentrifizierung bin ich. Beichte eines Finsterlings» ist ein humorvoller Dokumentar-Essay, der Raumgebrauch, Wohnen, Stadtentwicklung, Dichte, Fremdenfeindlichkeit und Gentrifizierung thematisiert. Dabei verschreibt sich das Projekt einem autobiografischen Zugriff: Der grosse Bogen sind diverse Wohnsituationen des Autors, begonnen mit der Kindheit am Zürichberg, über besetzte Häuser, WGs und Yuppie-Wohnungen, bis hin zu Behausungen in Grossstädten wie Tiflis, São Paulo und Mexiko-Stadt.
Letztlich ist der Autor das Paradebeispiel eines Gentrifizierers in Form eines modisch alten Vaters, der Zürichs Aufwertung durch den Kauf einer grossen Wohnung vorantreibt. Verspottet werden aber auch Nationalkonservative, die behaupten, wegen der Zuwanderung werde der Lebensraum knapp, sowie die Linke, die sich gegen die architektonische Moderne und energische Verdichtung der Städte sträubt.

Synopsis

Als einem, dem Zürich zu klein ist, und der einmal hier, dann wieder da lebt, meist aber in grossen Metropolen,erschien die Klage der Nationalkonservativen, es sei hier zu eng, als kompletter Nonsens. Wohlgemerkt:Wir sprechen nicht von Nizons “Diskurs in der Enge”, der das Fehlen des Urbanen und die Selbstimaginationder hochtechnisierten Dienstleistungs- und Industrienation als Bauernidylle gegeisselt hatte.Sondern von Zeitgenossen, die jammen, sie hätten keinen Platz, weil der Ausländer die Schweiz mit sichvoll mache. Nun gehört es zu meiner DNA als Citoyen, dass ich mich jeweils engagiere, wenn Nachfolgeinitiativenvon Schwarzenbachs Überfremdungsinitiative anstehen. Ich wohnte gerade in São Paulo, kamaber jeweils in die Schweiz zurück, um erst gegen die SVP-Masseneinwanderungsinitiative und dann gegenEcopop zu trommeln. Dabei veröffentlichte ich die Sammlung “Der Zug ist voll – Die Schweiz im Dichtestress”,die sich auch mit Wohnfragen beschäftigt, und attackierte an x Veranstaltungen auch die Linke,die sich gegen die energische Produktion von Wohnraum sperrt. Denn wahr ist: In Städten wie Zürich und Genf fehlt Wohnraum. Darum ist er dort teuer.

Daraus entstand auf verschlungenen Wegen “Die Gentrifizierung bin ich. Beichte eines Finsterlings”. Ursprünglichmailte ich der Produzentin Mirjam von Arx für den Migros-Kulturprozent CH-Dokfilm-Wettbewerbzum Thema Raum das Exposé eines sachlichen Politfilms, streute dann aber doch noch zwei, dreipersönliche Anekdoten ein. Etwa, dass ich als Hausbesetzer vorbestraft bin, weil ich gegen ein Projekt kämpfte, in dem ich später als Karrierist und Yuppie wohnen sollte. Produzentin: “Mehr persönliche Anekdoten! Autobiographische Perspektive!” Daraus ergab sich als roter Faden des Films der autobiographische Zugriff: Die Frage der Zuwanderung geht aus vom Engagement gegen die beiden Abschottungsinitiativen. Und Stadtentwicklung ist thematisiert anhand meiner Wohnvita, wobei auch das Umfeld und der Zeitgeist skizziert sind. Weitere Vorteile der autobiographischen Perspektive: Es stand das Footage-Archiv zur Verfügung mit Aufnahmen, die sich über ein halbes Jahrhundert erstrecken. Die Ich-Perspektive verleiht dem eher trockenen und schweren Thema eine gewisse Leichtigkeit: Es lässt sich Humor erzeugen mit Pointen auf Kosten des Autors. Gleichzeitig birgt die Ich-Erzählung Kristallisationspunkte, mit denen sich mentalitäts- und ideologiegeschichtliche Entwicklungen exemplifizieren lassen.

Crew

Thomas Haemmerli

Buch und Regie
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Geboren 1964, Journalist für Print und TV, einige Kurzfilme, viele Kolumnen, Konzepte sowie Kommunikationsaufträge aller Art, insbesondere TV- Inszenierungen für Abstimmungskampagnen.

Filmographie:

Regie:

“Fashion Rushes” mit M. Nicol, Experimentalfilm (1997)

“9 Kapitel für Ben oder Dokumentarfilm”, auf 16mm gefazt, im Kino als Vorfilm des Dokfilms „Besser und besser“
(1995)

“Fuck Helmut Lang”, Kurzfilm (1995)

“Durchstich Habsburgtunnel”, Industriefilm (1992)

“Crap Snow Groove”, Videodoku, (1992)

Filme an Festivals: Nyon, Kassel, Videofestival Freiburg, Forum Stadtpark Graz

Kamera:

“Haemmerli – ein Selbstporträt” von Luzia Schmid (1999)

In Daten:

2005 Koautor des Buches “Swissair-Mythos & Grounding” (Scalo/C-Films)

2005 Seit vielen Jahren Kolumnist u.a. für Schweizer Woche, NZZ, Kult z.Z. SonntagsZeitung.

2005 Mit Christoph Schuler Satirerubrik “60 Sekunden” in „Kulturplatz“ auf SF DRS.

2004 Medienarbeit für die Abstimmungskampagne “Zürcher Filmstiftung”

2003 Lobbyingkampagne gegen die Wiedereinführung der Polizeistunde.

2002 In der Kampagneleitung für die Abstimmung “Gold für AHV, Kantone und Stiftung”.

2002 Votez-Abstimmungsparty für die UNO-Vorlage

2000-2002 Paris-Korrespondent für SF DRS und als freier Journalist

1998-2000 Ressortleiter Thema-Bund bei der SonntagsZeitung.

1998 Subjektiver Dreh des eigenen Lebens für Luzia Schmids Film “Haemmerli – ein Selbstporträt”.

1996 Zusammen mit Udo Eling: Einakter fürs die Schauspielhaus Zürich Reihe “Scheitert die Schweiz?”

1996 vier Monate Gastreadaktor bei Zak/ARD in Köln

1997 Experimentalfilm (3h!) “Fashionrushes” mit Michelle Nicole, Schnitt Daniel Cherbuin.

1996 Gründung des Abstimmungsservice www.votez.ch, seither verantwortlich Ausrichtung und Tonalität.

1995 Kurzfilm “Fuck Helmut Lang”.

1994-98 Redaktor bei 10vor10, immer wieder Drehs mit der ersten Generation kleiner DVs.

1993/94 Werbung bei Studer & Partner.

1993 Chefredaktor CODE.

1992 Konzeption und Aufbau von CODE (Jugendmagazin auf Video) für den Tages-Anzeiger Verlag.

1992 Redaktor des Stadtmagazins Bonus.

1992 Realisation diverser Videodokumentationen (für Wirz und andere).

1988-2001 Gründung des Stadtmagazin NIZZA, dort Kolumnist und Filmkritiker

1987 Aufnahme eines Langzeitstudiums in Philosophie an der Uni Zürich (bei Lübbe und Kohler).

1986/87 Nach bestandener Jus-Zwischenprüfung 11 Monate Revolutions- und Guerilla-Tourismus in Lateinamerika.

1986ff Konzeption und Moderation diverser Sendungen bei Radio Lora, u.a. Gründung der Filmsendung “Filmriss”

1984-86 Jurisprudenz Uni Zürich.

1980ff Jugendbewegung, darauf rund zehn Jahre hyperaktiv in der radikalen Linken.

1964ff geboren und aufgewachsen in Zürich

Mirjam von Arx

Produktion
Mirjam von Arx

Nach der Ringier Journalistenschule arbeitet von Arx 18 Jahre als Redaktorin und Freelance Journalistin. 1991 zieht sie nach New York und produziert u.a. das Roadmovie BLUESIANA mit Polo Hofer. 2001 Umzug nach London. 2002 Gründung der Produktionsfirma ican films gmbh. 2003 kommt mit ABXANG ihr erster Dokumentarfilm ins Kino. 2005 folgt BUILDING THE GHERKIN (CH, DE, U.K.). 2006/7 produziert sie für Thomas Haemmerli den Kinodokumentarfilm SIEBEN MULDEN UND EINE LEICHE, der mit dem Zürcher Filmpreis 2007 und einer Nominierung für den Schweizer Filmpreis 2008 ausgezeichnet wird. Ihr Kinodokumentarfilm SEED WARRIORS wird 2011 für einen Int. Green Film Award der Cinema for Peace Gala in Berlin nominiert. VIRGIN TALES feiert im Frühjahr 2012 Kinopremiere, wird in den USA für den Maysles Brothers Award nominiert und mit dem Zürcher Filmpreis 2012 ausgezeichnet. Von Arx Kinodokumentarfilm FREIFALLEINE LIEBESGESCHICHTE feiert Premiere am Zürich Film Festival 2014 und kommt im Dezember 2014 in die Schweizer Kinos. Im Januar 2016 kommt der von ihr produzierte Dokumentarfilm ALS DIE SONNE VOM HIMMEL FIEL in die Schweizer Kinos und wird für den Schweizer Filmpreis 2016 nominiert. DIE GENTRIFIZIERUNG BIN ICH. BEICHTE EINES FINSTERLINGS, der zweite Kinofilm von Regisseur Thomas Haemmerli, feiert seine Premiere am Zürich Film Festival 2017 und läuft anschliessend im Wettbewerb “Der Politische Film”, am Film Fest Hamburg 2017 und in der New Filmmakers Competition am São Paulo International Film Festival, 2017.

Daniel Cherbuin

Schnitt

Daniel Cherbuin hat von der Pike auf Audio- und Videoelektronik gelernt. In den Anfängen des Privatfernsehens war er die kreative Kraft bei Sputnik-TV, einem innovativen und experimentellen Sendegefäss aus dem Zürcher Technountergrund. Seit Jahren setzt Cherbuin kongenial Musik in Clips und in Visuals für diverse Bands um, namentlich für Yello und für Division Kent. Diverse Kollaborationen mit Thomas Haemmerli für Kunst-, Experimental- und einen Kinofilm. Seit vielen Jahren bespielt Cherbuin das Schnittfeld von Off-Kunst und Untergrundparties mit seinen Video-Installationen. Dabei besticht Cherbuins Schaffen durch hochinnovative Montagen, eigenwillige Bildassoziationen sowie durch eine anarchische Grundhaltung: Mit Ironie und Persiflage verspottet Cherbuin das Aufgeblasene in Kommerz und Kultur und macht dem Hehren und Gewichtigen des Kunstbetriebes den Garaus.

Peter Bräker

Komponist und Sounddesigner

Peter Braeker wurde am 17. April 1958 in Biasca /Ti geboren. 1981 arbeitete er als Tontechniker und Geraeuschemacher beim Schweizer Fernsehen DRS.Seine Laufbahn begann er mit Werbespotvertonungen und Jingels fuer das SF DRS.Seit 1990 ist er freiberuflich als Sounddesigner und Geraeuschemacher taetig.
Peter Braeker lebt und arbeitet in Zuerich

Stéphane Kuthy

Director of Photography

Stéphane Kuthy wurde 1968 in Paris geboren. Nach seinem Filmstudium an der ECAL in Lausanne war er als Kameraassistent tätig. Als Kameramann hat er ein Dutzend Kinofilme, darunter “Die Herbstzeitlosen” und “Tannöd” von Bettina Oberli, “Jeune Homme” von Christoph Schaub und “Töte Mich” von Emily Atef sowie mehrere Fernsehfilme gedreht. Dazu hat er rund zwanzig Dokumentarfilme fotografiert, wie “Die Frau mit den 5 Elefanten” von Vadim Jendreyko oder “The Guantanamo Trap” von Thomas Wallner. Er doziert regelmässig an Filmschulen. Stéphane Kuthy lebt in Zürich mit seiner Familie.

Weitere Infos und Filmografie: www.stephanekuthy.com

Jean-Pierre Gerth

Ton

Jean-Pierre Gerth, geboren 1967 in Gossau (SG), entdeckte mit 12 Jahren eine magische Anziehung zu Klängen und Instrumenten. Er begann erste Klangerzeuger selber zu bauen, erst im akkustischen, später auch im elektrisch verstärkten und elektronischen Bereich.
Nach einer absolvierten Berufslehre und dem Vorkurs der Jazzschule St.Gallen, folgten Jahre des Musizierens und Lernens. IMMER IM FOKUS DER KLANG.
Seit 2001 arbeitet Jean-Pierre Gerth als freischaffender Film-Tonmeister und lebt in Zürich. In seiner Funktion als Tonmeister wirkte er in zahlreichen Dokumentar- und Spielfimen mit, die teilweise national und international ausgezeichnet worden sind.